Architektur und Kult
Städte wandeln ihr Gesicht – Gauhauptstadtplanungen
Modell des Augsburger Gauforums von der Bahnhofsseite gesehen: Stadthalle mit Turm, im Hintergrund das Gebäude der Gauleitung, Entwurf: Hermann Giesler, 1938/39
LATh–HStA Weimar, Nachlass Hermann Giesler, Karton 1, Mappe 3, Foto 2./30
Modell des Augsburger Gauforums, Entwurf: Hermann Giesler, 1938/39
Stadtarchiv Augsburg, Städtische Fotosammlung
Der Architekt Hermann Giesler erläutert Adolf Hitler Details der Augsburger Planungen, November 1937
Stadtarchiv Augsburg, Städtische Fotosammlung
Ansicht des Modells zum geplanten Gauforum in Frankfurt an der Oder, Entwurf: Hans Mehrtens, 1938
Die Kunst im Dritten Reich, 3. 1939, Ausgabe B
Veröffentlichung der Planungen für das Gauforum in Frankfurt an der Oder in der Gauzeitung »Der Märkische Adler«
Der Märkische Adler, 24. April 1939
Perspektivische Zeichnung der geplanten Versammlungshalle des Dresdner Gauforums
Stadtarchiv Köln, Nachlass Wilhelm Kreis
Modell zur Neugestaltung Dresdens, Entwurf: Stadtbaurat Paul Wolf, 1938
Landeshauptstadt Dresden, Stadtplanungsamt (Bildstelle)
Modell des Dresdner Gauforums mit Sicht auf die Halle, 1938/39
Landeshauptstadt Dresden, Stadtplanungsamt (Bildstelle)
Lageplan des Dresdner Gauforums, Ausführung Paul Wolf nach einem Entwurf von Wilhelm Kreis, 1937/38
Die Kunst im Dritten Reich 3. 1939, Ausgabe A
Ab 1937 gerieten nahezu alle größeren Städte in den Sog der Planungseuphorie auf Reichsebene. Im Mittelpunkt der Überlegungen stand die Frage nach einer adäquaten baulichen Repräsentanz der NSDAP und ihrer Gliederungen im Stadtgefüge.
Bereits 1935 wurde in den Gauhauptstädten Weimar und Dresden Architekturwettbewerbe für große Verwaltungskomplexe ausgelobt. Hitler bezeichnete den siegreichen Entwurf für Weimar als mustergültige Lösung für die großen Gebäudeensembles aller Gauverwaltungen und der Partei.
Entscheidender Verstärker für den bald allerorten um sich greifenden Planungswahn war das am 4. Oktober 1937 verabschiedete »Gesetz zur Neugestaltung deutscher Städte«. Es bot den Gauleitungen die Möglichkeit, die Planungen in den Städten zu bestimmen und Enteignungsverfahren zu vereinfachen.
Die Gauforen wurden zum Kulminationspunkt weitreichender Neugestaltungsutopien. Ähnlich wie in Weimar griff Hitler sowohl in Dresden als auch später in Augsburg direkt in die Planungsprozesse ein. Als architektonischer Machtausdruck sollten die Gauforen die vollendete Idee der »deutschen Volksgemeinschaft« (zugleich Arbeits-, Lebens- und Kultgemeinschaft) symbolisieren. Ziel war es, den alten Stadtkernen neue Areale mit Großbauten entgegenzustellen. Am Weimarer Vorbild orientiert, schwebte den örtlichen Partei- und Verwaltungseliten vor, den urbanen Raum durch ein Ensemble von Parteibauten neu auszurichten. Nicht mehr die Kommune selbst oder die Kirchen sollten die Kulturmittelpunkte des städtischen Lebens stiften, sondern die Partei. Damit einher ging die Absicht der absoluten Kontrolle über das öffentliche Leben, an deren Endpunkt eine nach den Vorstellungen nationalsozialistischer Ideologie geordnete, »rassereine« Stadtgesellschaft stehen sollte.
An den Konzepten für das Gauforum in Frankfurt/Oder wurde die radikale, geradezu utopisch-verstiegene Absicht eines kompletten Stadtumbaus deutlich. Hier ordnete Hitler Anfang 1937 an, in direkter Angrenzung an das Stadtzentrum eine vollständig neue Verwaltungsstadt mit einem Gauforum als Mittelpunkt zu errichten. Als »Forum des Ostens« sollte es allen ins »Kernland« des Reiches fahrenden »Volksgenossen« und auswärtigen Besuchern überdeutlich die neue Macht der Partei und damit den »Wiederaufstieg« des »Deutschen Reiches« demonstrieren.