Propaganda und Inszenierung
Abriss und Vernichtung
Abbruch der Straße Unterm Thüringer Hof, Blick vom Jakobsplan nach Norden in Richtung Friedrich-Ebert-Straße (links), rechts die Häuser der Großen Töpfergasse
Stadtarchiv Weimar, Sammlung Magdlung, Negativ 258, Foto: unbekannt
Blick vom Jakobsplan nach Nordosten in Richtung Große Töpfergasse, 10. Februar 1938
Stadtmuseum Weimar, Sammlung Eichhorn, Negativ 557, Foto: Wilhelm Eichhorn
Am Viadukt, Blick in Richtung Weimarhalle, Vorbereitungen zur Auffüllung des Asbachtals
Stadtarchiv Weimar, Sammlung Magdlung, Negativ 327, Foto: unbekannt
Erdarbeiten und Verlegung des neue Asbachkanals vor dem Viadukt, im Hintergrund das Oberrealgymnasium (heute: Friedrich-Schiller-Gymnasium), 1938
Stadtmuseum Weimar, Sammlung Eichhorn, Negativ 574, Foto: Wilhelm Eichhorn
Nach dem Abriss der Wohngebäude wurden der Asbachkanal verlegt und das Asbachtal zugeschüttet. Blick aus Richtung Friedrich-Ebert-Straße auf die Straße »Am Asbach«, im Vordergrund Gleise der Feldbahn
Stadtarchiv Weimar, Sammlung Magdlung, Negativ 196, Foto: unbekannt
Abriss der Gebäude an der Asbachstraße westlich des Viadukts, nach vorheriger »Luftschutzübung«, 1937
Stadtarchiv Weimar, Sammlung Magdlung, Negativ 240, Foto: unbekannt
Die ersten »Schutzhaftgefangenen« aus dem KZ Sachsenhausen werden ins Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Der Lkw im Hintergrund trägt die Aufschrift »IV./SS-Totenkopfverband Ostfriesland«, 15. Juli 1937
Stiftung Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora 001.012, Foto: unbekannt
Unter Bewachung von SS-Angehörigen werden die ersten Schutzhäftlinge in eine der fertiggestellten Holzbaracken des Lagers gebracht, 15. Juli 1937
Stiftung Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora 001.013, Foto: unbekannt
Blick vom »Carachoweg« auf das im Rohbau fertiggestellte Torgebäude zum Häftlingslager. Links ein Häftlingskommando bei Schachtarbeiten vor dem späteren Arrestzellenbau. 10. November 1937
Stiftung Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora 001.046, Foto: unbekannt
Mit den Vorbereitungen zum Bau des Gauforums wurde unmittelbar nach der Wettbewerbsentscheidung begonnen. Man begann, den Platz vor dem Landesmuseum (heute: Museum Neues Weimar) zu beseitigen sowie annähernd 150 Häusern der Jakobsvorstadt abzureißen. Einwände, wie die des Oberbürgermeisters Walther Felix Mueller, der Riesenkomplex berge die Gefahr »kasernenartig« zu wirken, wurden beiseite gewischt. Ohnehin wurde Mueller ein Jahr nach Baubeginn durch den linientreuen Otto Koch abgelöst.
Da die neuen Bauten auf gleichem Niveau geplant waren, musste das gesamte Areal um bis zu acht Meter angehoben werden; insgesamt wurden mehr als 10.000 Kubikmeter Erdreich verfüllt. Zerstört wurde so das Asbachtal, das ein wichtiger Teil des Grüngürtels durch Weimar gewesen war und die Nahtstelle zwischen der Innenstadt und den Stadterweiterungen im Norden dargestellt hatte. Ein ganzes Stadtviertel erhielt ein neues Gesicht.
Um das gewaltige Bauprojekt regulieren zu können, war bereits am 24. November 1936 der Zweckverband »Bauten am Platz Adolf Hitlers« gegründet worden. Auf dessen Initiative wurde eine Enteignungsverordnung erlassen, die alle »Enteignungen zugunsten des Zweckverbandes Bauten am Platz Adolf Hitlers« ermöglichte. Dem Zweckverband gehörten die NSDAP, das Land Thüringen und die Stadt Weimar an. Letztere war von Sauckel zum Beitritt genötigt worden, um auch die finanzielle Beteiligung der Kommune am Bauvorhaben zu sichern.
Fast zeitgleich setzten die Arbeiten am letztlich größten Bauensemble des Nationalsozialismus in Weimar ein, dem »Konzentrationslager Ettersberg«. Am 15. Juli 1937 trafen auf dem Berg über der Stadt 149 »Schutzhaftgefangene« aus dem KZ Sachsenhausen ein. Gegen den Namen des Lagers protestierte die »NS-Kulturgemeinde« Weimars, weil der Ettersberg mit der Erinnerung an Goethe und den »Weimarer Musenhof« verbunden war. Die Gauleitung lenkte ein: Ende Juli wurde das Lager als »K. L. Buchenwald, Post Weimar« formaljuristisch ein Ortsteil der Klassikerstadt. Repräsentation und Repression kennzeichneten fortan die »Janusköpfigkeit« Weimars.