Das »Gauforum« in Weimar – Ein Prototyp entsteht
Erste Aktivitäten: Standortfragen
Entwurf für eine »Kriegserinnerungsstätte« als Teil eines Sportparks im Bereich des Asbachgrünzugs, Entwurf: Stadtbaurat August Lehrmann und Stadtarchitekt Max Vogeler, 1918/19
Stadtarchiv Weimar
»Kulturprojekt Weimar«, Entwurf: Stadtbaurat August Lehrmann und Stadtarchitekt Max Vogeler, 1928
Stadtarchiv Weimar, 70 2/1054-03
Der noch ungestaltete Platz vor dem Großherzoglichen Museum um 1870, Blick auf das Asbachtal und das Scheunenviertel, im Hintergrund die Jakobskirche
Stadtarchiv Weimar, Foto: Wilhelm Hartan
Platz vor dem Großherzoglichen Museum, um 1895
Stadtarchiv Weimar, Sammlung Magdlung, Negativ 219, Reproduktion eines Abzuges, Foto: unbekannt
Platz vor dem Großherzoglichen Museum, um 1900
Stadtarchiv Weimar
Luftbild des Bereichs um das Großherzogliche Museum, um 1910
Stadtarchiv Weimar
Mitteilung zu den geplanten Parteibauten am Alexanderplatz (heute: Beethovenplatz), Thüringische Staatszeitung vom 21. Oktober 1933
LATh-HStA Weimar
Auftrag Fritz Sauckels, den Baustandort Karl-August-Platz zu prüfen, November 1934
LATh-HStA Weimar, Thüringisches Finanzministerium, Nr. 3711, Bl. 8r
Entwurf für Bauten einer Parteizentrale der NSDAP. Entwurf August Lehrmann, Dezember 1934
Stadtarchiv Weimar
Projekt II. Entwurf August Lehrmann, Modell vor 1935
Stadtarchiv Weimar
Modell von Paul Schultze-Naumburg, Anfang 1935
Stadtarchiv Weimar
Perspektivische Darstellung von Paul Schultze-Naumburg, Anfang 1935
Rolf Bothe (Hrsg.), Neues Museum Weimar, Bonn 1997
Adolf Hitler vor dem Modell Projekt III von August Lehrmann, 4. Juli 1936 (links Albert Speer, daneben Fritz Sauckel)
Bayerische Staatsbibliothek hoff-13366, Fotograf Heinrich Hoffmann
Am 21. Oktober 1933 meldete die »Thüringische Staatszeitung«, ein »Riesenbauprojekt für Weimar« sei soeben dem »Führer« in Berlin vorgestellt worden. Verantwortlich dafür zeichnete der rasseideologisch ausgerichtete Architekt Paul Schultze-Naumburg. Seit Mitte der zwanziger Jahre ein Anhänger des Nationalsozialismus war er 1930 als Direktor der hiesigen Bau- und Kunsthochschule vom NS-Innen- und Volksbildungsminister Wilhelm Frick eingesetzt worden.
Schultze-Naumburgs ursprünglicher Plan war es, am Alexanderplatz (heute: Beethovenplatz), also am Rande des Ilmparks, ein neues Regierungsviertel zu schaffen. Diese Planungen zerschlugen sich allerdings, da der Blick der örtlichen und überregionalen NS-Machthaber inzwischen auf den Platz vor dem Landesmuseum (heute: Neues Museum) gefallen war.
Ein Zufall war das nicht, denn bereits 1909 hatte der Stadtrat beschlossen, im westlich des Schwansees liegenden Bereich eine Stadthalle zu errichten. Vier Jahre darauf legte Stadtbaurat August Lehrmann einen Entwurf vor, der als »Kulturprojekt« in die städtischen Annalen eingegangen ist. Das Objekt gedieh bis zu den Fundamenten und der Grundsteinlegung (Herbst 1913), doch unterbrach der Erste Weltkrieg die weitere Bautätigkeit.
Im Jahr 1918 knüpfte das Projekt »Deutsche Heldenehrung« an diese Vorplanungen an. Dies später als »Kriegerdank« bekannte Konzept sah die vollkommene Umgestaltung des Asbachgrünzugs vor. Dort hätte ein städtischer Sportpark, ein Schwimmbad sowie eine neue Stadthalle entstehen sollen. Vor der eigentlichen – als Rundtempel gestalteten – »Kriegserinnerungsanlage« war ein Festplatz für »vaterländische Feiern« konzipiert.
Im Jahr 1924 lobte die Stadt erneut einen Ideenwettbewerb für dieses Gelände aus; die Debatten darüber zogen sich bis 1928 hin. Eine »Freie Vereinigung Weimarer Architekten« schaltete sich 1930 mit der Veröffentlichung eines »Gutachtens über den Plan der Erbauung einer Stadthalle in Weimar« (Autor: Paul Schultze-Naumburg) in die Diskussion ein und lenkte den Blick der politisch Verantwortlichen auf den Karl-August-Platz und damit auf das Areal vor dem Landesmuseum.
Aus Sicht der NS-Machthaber besaß dieser Standort mehrere Vorteile: Man konnte dort an ältere städtebauliche Programme anschließen. Das Gauforum läge im unmittelbaren Sichtkontakt zur Altstadt und würde zugleich die Orte der klassischen Geschichte Weimars nicht tangieren. Die Nähe zum Bahnhof ließ den Zu- und Abtransport größerer Menschenmassen zu Tagungen und Aufmärschen einfacher erscheinen.