Das »Gauforum« in Weimar – Ein Prototyp entsteht

Erste Aktivitäten: Standortfragen

Am 21. Oktober 1933 meldete die »Thüringische Staatszeitung«, ein »Riesenbauprojekt für Weimar« sei soeben dem »Führer« in Berlin vorgestellt worden. Verantwortlich dafür zeichnete der rasseideologisch ausgerichtete Architekt Paul Schultze-Naumburg. Seit Mitte der zwanziger Jahre ein Anhänger des Nationalsozialismus war er 1930 als Direktor der hiesigen Bau- und Kunsthochschule vom NS-Innen- und Volksbildungsminister Wilhelm Frick eingesetzt worden.

Schultze-Naumburgs ursprünglicher Plan war es, am Alexanderplatz (heute: Beethovenplatz), also am Rande des Ilmparks, ein neues Regierungsviertel zu schaffen. Diese Planungen zerschlugen sich allerdings, da der Blick der örtlichen und überregionalen NS-Machthaber inzwischen auf den Platz vor dem Landesmuseum (heute: Neues Museum) gefallen war.

Ein Zufall war das nicht, denn bereits 1909 hatte der Stadtrat beschlossen, im westlich des Schwansees liegenden Bereich eine Stadthalle zu errichten. Vier Jahre darauf legte Stadtbaurat August Lehrmann einen Entwurf vor, der als »Kulturprojekt« in die städtischen Annalen eingegangen ist. Das Objekt gedieh bis zu den Fundamenten und der Grundsteinlegung (Herbst 1913), doch unterbrach der Erste Weltkrieg die weitere Bautätigkeit.

Im Jahr 1918 knüpfte das Projekt »Deutsche Heldenehrung« an diese Vorplanungen an. Dies später als »Kriegerdank« bekannte Konzept sah die vollkommene Umgestaltung des Asbachgrünzugs vor. Dort hätte ein städtischer Sportpark, ein Schwimmbad sowie eine neue Stadthalle entstehen sollen. Vor der eigentlichen – als Rundtempel gestalteten – »Kriegserinnerungsanlage« war ein Festplatz für »vaterländische Feiern« konzipiert.

Im Jahr 1924 lobte die Stadt erneut einen Ideenwettbewerb für dieses Gelände aus; die Debatten darüber zogen sich bis 1928 hin. Eine »Freie Vereinigung Weimarer Architekten« schaltete sich 1930 mit der Veröffentlichung eines »Gutachtens über den Plan der Erbauung einer Stadthalle in Weimar« (Autor: Paul Schultze-Naumburg) in die Diskussion ein und lenkte den Blick der politisch Verantwortlichen auf den Karl-August-Platz und damit auf das Areal vor dem Landesmuseum.

Aus Sicht der NS-Machthaber besaß dieser Standort mehrere Vorteile: Man konnte dort an ältere städtebauliche Programme anschließen. Das Gauforum läge im unmittelbaren Sichtkontakt zur Altstadt und würde zugleich die Orte der klassischen Geschichte Weimars nicht tangieren. Die Nähe zum Bahnhof ließ den Zu- und Abtransport größerer Menschenmassen zu Tagungen und Aufmärschen einfacher erscheinen.