Aufstieg und Triumph
Eine »Machtergreifung« inmitten Deutschlands
»Aufmarsch der Standarden« am Karlsplatz (heute: Goetheplatz) aus Anlass des ersten Reichsparteitags in Weimar 1926, 5. Juli 1939
Süddeutsche Zeitung Photo 00338444, Bilderdienst Scherl
Plakat »1926–1936. Zehnjährige Wiederkehr des Reichsparteitages Weimar. 3./4./5. Juli«
Bundesarchiv, Plak 003-019-028, Fotograf Jürgen Wegener
Alfred Rosenberg: Weimar, die Stätte neuen Beginnens. In: Festschrift »1926–1936. Zehnjährige Wiederkehr des Reichsparteitages Weimar«, hrsg. im Auftrag des Gaupresseamts der NSDAP, Juli 1936
LATh–HStA Weimar
Aufmarsch von SA- und SS-Formationen mit ihren Standarten auf dem Theaterplatz in Weimar, vorn Adolf Hitler, links dahinter Fritz Sauckel
Bundesarchiv, Bild 119-12-21-30, Fotograf ohne Ang.
Aufmarsch von Formationen der SA in der Adolf-Hitler-Straße (heute: Karl-Liebknecht-Straße), »Gautag der NSDAP« in Weimar, 6. November 1938
Süddeutsche Zeitung Photo 00338392, Bilderdienst Scherl
Tribüne auf dem Karlsplatz (heute: Goetheplatz). Um die Tribüne aufstellen zu können, musste das Carl-Alexander-Denkmal abgebaut werden. Bis zum Kriegsende stand das Denkmal auf dem Watzdorfplatz (heute: Buchenwaldplatz)
Bayerische Staatsbibliothek hoff-21616, Fotograf Heinrich Hoffmann
Adolf Hitler spricht während des Thüringer Gautages am 6. November 1938 im Stadion vor 100.000 Teilnehmern
Bayerische Staatsbibliothek, Foto: Heinrich Hoffmann
»Fünf Jahre Aufbauarbeit in Thüringen«, Titelseite der Allgemeinen Thüringischen Landeszeitung Deutschland, 26. August 1937
LATh–HStA Weimar
Adolf Hitler und Rudolf Hess (vor dem Auto) grüßen vorbeimarschierende SA-Truppen bei einem »Traditionsmarsch durch Weimar« mit dem Hitlergruß. Hinter dem Auto steht die »Blutfahne der Bewegung«, 5. Juli 1936
Süddeutsche Zeitung Photo 00250960, Foto: ohne Ang.
Adolf Hitler auf dem Weg zu einem Staatsempfang im Weimarer Schloss aus Anlass der »Zehnjahresfeier des ersten Reichsparteitages«. »Kämpfer der Alten Garde« bilden ein Spalier
Süddeutsche Zeitung Photo 00338445, Foto: ohne Ang.
»Appell der Ehrenformationen« im Park von Schloss Tiefurt bei Weimar anlässlich der Feierlichkeiten zur »zehnten Wiederkehr des ersten Reichsparteitages« der NSDAP nach der Neugründung. Blick auf die Tribüne während der Rede Hitlers am 5. Juli 1936, im Hintergrund die Ortslage Alt-Schöndorf
Süddeutsche Zeitung Photo 00338449, Bilderdienst Scherl
Adolf Hitler spricht während des Thüringer Gautages am 6. November 1938 in der Landeskampfbahn (heute: Vimaria-Stadion)
Bayerische Staatsbibliothek hoff-21625, Foto: Heinrich Hoffmann
Nachdem 1930 mit Wilhelm Frick und Willy Marschler zwei Nationalsozialisten Regierungsverantwortung übernommen hatten, brachte die Thüringer Landtagswahl im Juli 1932 Gauleiter Sauckel an die Spitze einer neuen Regierung. Sauckel, durchsetzungswillig und organisatorisch begabt, veränderte in wenigen Monaten das Gesicht Thüringens und gestaltete das Land zum »Muster-« und »Trutzgau« um. Der diktatorische Politikstil der neuen Machthaber, die zunehmende Kontrolle und Ausgrenzung sogenannter »Gemeinschaftsfremder« (z. B. Sozialisten, Juden, »Nichtdeutsche«, »Fremde«) und das öffentliche Verstummen jeder Opposition trafen in der Bevölkerungsmehrheit auf große Zustimmung und eine wachsende Anpassungsbereitschaft.
Thüringen profilierte sich kulturpolitisch (Woche des deutschen Buches 1934–1942, Großdeutsche Dichtertage 1938–1942, Weimar-Tage deutscher Dichter 1942–1944), wirtschaftlich (Gustloff-Werke) und terroristisch (KZ Buchenwald, ab 1937) als NS-Musterland. Weimar als Gauhauptstadt avancierte zum beliebten Aufmarschplatz wichtiger NS-Formationen und sollte auch stadtplanerisch zum sichtbaren Zentrum von Sauckels Macht umgestaltet werden. Dabei wurde das kulturelle Erbe der Klassikerstadt – nicht ohne Verschulden seiner bürgerlichen Verehrer – ins kultur- und gesellschaftspolitische Kalkül der Nationalsozialisten integriert. Nach Kriegsbeginn, deutlicher jedoch nach der militärischen Wende bei Stalingrad (1942/43), nahm das unmittelbare Interesse der Machthaber an Weimars Kultur langsam ab. Doch deren städtische Repräsentanten verhielten sich bis Kriegsende fast ausnahmslos konform und regimetreu.