Aus der Nachkriegszeit in die DDR
Die Halle wird »Mehrzweckgebäude«
Blick in die Halle, Mitte der fünfziger Jahre, im Auftrag der Sowjetischen Militäradministration war die Westseite der Halle durch eine Verbretterung geschlossen worden, um auf dem Platz davor ein Stalin-Denkmal aufstellen zu können
LATh-HStA Weimar, Land Thüringen, Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, Nr. 2439, Bl. 27r
Zeitung »Das Volk«, 7. September 1946
LATh-HStA Weimar
Nutzungsentwurf mit Raumbühne, Eislauffläche, Radrennbahn und einer Tribüne mit 5.000 Sitzplätzen, Stadtbauamt, 11. Dezember 1950
Bauordnungsamt Weimar
Westfassade der Kongresshalle, Ausbauvorschlag des Stadtbauamts Weimar, Juni 1961
Stadtplanungsamt Weimar
Fassadenentwurf für den Ausbau zur Kongresshalle, Ausbauvorschlag, Stadtbauamt Weimar, Juni 1961
Stadtplanungsamt Weimar
Umgestaltungsplan des Stadtbauamts Weimar für den Karl-Marx-Platz mit Abbruch der Halle, 22. Mai 1951, Stadtplanungsamt Weimar
LATh-HStA Weimar
Thüringische Landeszeitung, 26. August 1961
LATh-HStA Weimar
Thüringische Landeszeitung, 7. November 1959
LATh-HStA Weimar
Fassadenentwurf für den Ausbau zur Sport- und Kongresshalle, Projekt VEB Industrieprojektierung Jena, 1963
Bauordnungsamt Weimar
Fassadenentwurf, IPARTERV Entwurfsbüro für Industriebau, Budapest, 1. April 1969
Bauordnungsamt Weimar
Montage der Lamellenfassade, 1976
Stadtplanungsamt Weimar
Fotografie eines Modells der Lamellenfassade
Stadtplanungsamt Weimar
Schon Hitler hatte seinerzeit die Halle zum zentralen Bezugspunkt der Platzgestaltung und zum Hauptbau der Gesamtanlage bestimmt. Danach kam keiner der späteren Umgestaltungspläne an diesem Gebäude vorbei, das 1945 nur in seiner tragenden Spannbetonkonstruktion (im Volksmund: »Hitlerrippe«) fertig geworden war.
In den 1950er und 1960er Jahren allenfalls provisorisch verkleidet oder regelrecht als große Plakatwand genutzt, musste die Halle – wohl auch aus bautechnischen Gründen – letztlich zu Ende gebaut werden. Pläne für einen Ausbau zum Kongress- und Freizeitzentrum lagen seit Gründung der DDR bereits vor. Mal dachte man sich das Gebäude als Eissport- oder Radrennstadion, als Schwimm- oder Sporthalle; mal kombinierte man unterschiedliche Nutzungskonzepte für Zwecke des Sports, der Freizeit und der Gastronomie. Auch in einzelnen Stadtumgestaltungsplänen wurde auf die Halle sowie das gesamte ehemalige Gauforum Bezug genommen.
Ausschreibungen für einen Architektenwettbewerb des Jahres 1962 beinhalteten dagegen nur den Entwurf einer repräsentativen Fassade ohne Innenausbau der Geschosse. Dieser erfolgte erst ab 1969, nachdem ein umfassendes Ausbaukonzept für ein »Mehrzweckgebäude« vorlag. Mit den Planungen war das »IPARTERV Entwurfsbüro für Industriebau« aus Budapest beauftragt worden. Um die Nutzungskonzeption kümmerte sich ein neugegründetes »Konsortium Mehrzweckhalle«, das verschiedene mittlere Industrie- und Gewerbebetriebe im voluminösen Hallenkörper unterbringen wollte. Die bereits vorhandenen äußeren Arkaden und Säulengänge im Gebäude sollten zu Büros umgebaut werden. Für die Kinder der Arbeiterinnen und Angestellten waren eine Kinderkrippe und ein Kindergarten geplant. Zur Platzseite hin sollte die Halle einen vorgesetzten Flachbau erhalten, in dem man gastronomische Betriebe unterbringen wollte. Die Bauarbeiten an der Halle zogen sich bis in die Mitte der 1970er Jahre hin. Der Geschossausbau war 1974 weitgehend abgeschlossen; 1976 wurden die heute unter der textilen Verkleidung zu sehende Betonlamellen-Fassade vorgesetzt und der Flachbau mit Restaurant und Kantine fertiggestellt.