Gesellschaftliche Transformation und architektonischer Wandel
Die »Wende« – Weiternutzung und Debatten
Karl-Marx-Platz, Blick zum Mehrzweckgebäude, 1990
Foto: Norbert Korrek
Pflasterarbeiten zur Anlage des Parkplatzes am Thüringer Landesverwaltungsamt, 1990
Stadtarchiv Weimar, 63B 0-5/k
Zufahrt zum Thüringer Landesverwaltungsamt und zur Bibliothek der Bauhaus-Universität Weimar, 1990
Foto: Norbert Korrek
Ansicht Haus 3, Thüringer Landesverwaltungsamt, 1990
Foto: Norbert Korrek
Blick auf das Landesverwaltungsamt und die Weimarhalle, Luftbild Ende 1999
Stadtarchiv Weimar, Nachlass Wenzel-Orf, Foto: Harald Wenzel-Orf
Beitrag der Gruppe III/B (Baumgärtel, Fromm, Rogge, Salzmann) zum Workshop »Verwaltungs-, Kongress-, Handels- und Verwaltungszentrum am Landesmuseum?«, Weimar, April 1991
Archiv der Moderne, N/54/106.15
Dekonstruktion von Geschichte: Entwurfsstudie über das Gauforum in Weimar, Diplomarbeit von Karina Loos, Weimar 1991
Bauhaus-Universität Weimar, Professur Theorie und Geschichte der modernen Architektur
Vorschlag der Hoch-Tief-Projektentwicklung zum Umbau der Halle in eine Multifunktionshalle mit Dreifeldersporthalle, Freizeitcenter, Parkhaus, Busbahnhof und Zentraldepot für die Weimarer Archive, Thüringer Landeszeitung vom 15. August 1998, 1/2
Archiv der Moderne Weimar
Vorschlag der Hoch-Tief-Projektentwicklung zum Umbau der Halle in eine Multifunktionshalle mit Dreifeldersporthalle, Freizeitcenter, Parkhaus, Busbahnhof und Zentraldepot für die Weimarer Archive, Thüringer Landeszeitung vom 15. August 1998, 2/2
Archiv der Moderne Weimar
Gutachten von Diener & Diener Architekten zum Wettbewerb für das Einkaufszentrum Weimar, 2002, mit dem Vorschlag, die Halle auf den Zustand von 1944 zurückzubauen und das Einkaufszentrum auf dem Platz zu bauen, 1/2
Diener & Diener Architekten, Basel
Gutachten von Diener & Diener Architekten zum Wettbewerb für das Einkaufszentrum Weimar, 2002, mit dem Vorschlag, die Halle auf den Zustand von 1944 zurückzubauen und das Einkaufszentrum auf dem Platz zu bauen 2/2
Diener & Diener Architekten, Basel
Städtebaulicher Ideenwettbewerb Umgebung des Weimarplatzes, 2004, Entwurf: Beyer-Schubert Architekten, Berlin (heute Eisenach), 2. Preis, der 1. Preis wurde nicht vergeben
Beyer-Schubert Architekten, Eisenach
So spektakulär 1989 die »Wende« in vielen gesellschaftlichen Bereichen auch verlief, in den Gebäuden des Gauforums vollzog sich der Wandel eher stillschweigend. In die Bauten zog das Thüringer Landesverwaltungsamt ein. Einzelne Gebäudeteile nutzten die Hochschule für Architektur und Bauwesen (heute: Bauhaus-Universität Weimar), die Weimarer Staatskapelle und das Deutsche Nationaltheater. Der zuvor begrünte Platz wurde zum Parkplatz umgestaltet.
Das »Sorgenkind Weimars«, das Mehrzweckgebäude (MZG), blieb der problematischste Ort der Anlage. Verwaltung und Öffentlichkeit debattierten über eine sinnvolle Weiternutzung des überdimensionierten Gebäudes, das seit Mitte der 1990er Jahre leer stand. Investoren interessierten sich für das Objekt – und traten meist kurz darauf zurück.
Die Diskussionen über die Zukunft der Halle stimulierten weiterführende städtebauliche Überlegungen, wie mit dem Gesamtensemble Gauforum inmitten Weimars umzugehen sei. Die Hochschule für Architektur und Bauwesen veröffentlichte 1991 ein Themenheft ihrer Zeitschrift mit dem Titel »Positionen zur Stadtentwicklung aus der Sicht der Hochschule«. Das Bau- und Planungsdezernat der Stadt veranstaltete im April 1991 den Workshop »Verwaltungs-, Kongress-, Handels- und Verwaltungszentrum am Landesmuseum?«, dessen Doppelung im Titel, wohl unbeabsichtigt, das Hauptinteresse signalisierte. Im November 1993 legte das Dortmunder »Büro für Stadtplanung und Stadtforschung« einen Stadtentwicklungsplan für Weimar vor, der auch eine Lösung für die angrenzenden Stadtquartiere suchte. 1998 entdeckte die Stadt das »Zauberwort Stadtentertainment« und dachte sich im MZG eine Mischnutzung von »Kino, Disko, Sport und Kleinkunst« aus. 1999 folgte ein städtebaulicher Ideenwettbewerb mit Überlegungen, die Bauhaus-Universität ins Gauforum zu verlegen.
Der Platz blieb nach 1989 zehn Jahre lang unbenannt. Vorschläge aus der Bürgerschaft, ihn Vimaria-Platz zu taufen und damit an das Schicksal des Ortes im Dritten Reich zu erinnern, blieben unberücksichtigt. Die Namensnennung Weimar-Platz (1999) wirkte auf Viele wie eine eher peinlich-provinzielle Notlösung.