Eine Großbaustelle inmitten der Stadt
Planungsutopie im »Totalen Krieg«
Bronzeplastik des »Prometheus« von Arno Breker. Die Aufstellung war vor der »Halle der Volksgemeinschaft« geplant
Hermann Giesler: Ein anderer Hitler, 1977
Modell für das erweiterte Gauforum, letzte bekannte Planung, Entwurf: Hermann Giesler, 1942
LATh-HStA Weimar, Nachlass Hermann Giesler, Karton 1, Mappe 3, Foto 2./4
Neugestaltungsplan der »Gauhauptstadt« Weimar, Planungsstand 27. Oktober 1942, Entwurf: Büro Hermann Giesler, neben den Gebäuden am Gauforum sah der Plan weitere 13 neue Einzelbauten und größere Bauprojekte in der Innenstadt vor, die Altstadt sollte durch Monumentalbauten entlang eines neuen Stadtrings eingefasst werden
Stadtarchiv Weimar, 70 1/606
Schriftstücke über die Beschäftigung von Häftlingen des KZ Buchenwald durch den Zweckverband, 1/2
LATh-HStA Weimar, NS 4 Bu 205, Bl. 32r
Schriftstücke über die Beschäftigung von Häftlingen des KZ Buchenwald durch den Zweckverband, 2/2
LATh-HStA Weimar, NS 4 Bu 210, Bl. 125r
Versicherungsschein für den Zweckverband »Bauten am Platz Adolf Hitlers« für Baracken zur Unterbringung von Kriegsgefangenen und »auswärtigen Arbeitskräften«
LATh-HStA Weimar, Zweckverband Bauten am »Platz Adolf Hitlers«, Nr. 14, Bl. 14r
»Halle der Volksgemeinschaft Weimar. EIN DYCKERHOFF & WIDMANN-BAU« Ansichtskarte
vermutl. Verlag Groos & Pötzl, Wetzlar, Privatsammlung
Blick aus der »Halle der Volksgemeinschaft« auf den Platz Adolf Hitlers, nach 1940
LATh-HStA Weimar, Nachlass Hermann Giesler, Album 1940, Bl. 25
Unvollendete »Halle der Volksgemeinschaft«, Gipsmodell der geplanten Fassadengestaltung mit Tarnanstrich, Juni 1944
Stadtmuseum Weimar, Sammlung Eichhorn, Negativ 582, Foto: Wilhelm Eichhorn
Gauforum nach Einstellung der Bauarbeiten, Ansicht von Osten, 1942
Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau, Nachlass Fritz Leonhardt
Ein im Februar 1943 verabschiedeter, reichsweit gültiger Erlass zur Einstellung aller »nicht kriegswichtigen« Bauvorhaben fand für Weimar keine Anwendung. Dies war vermutlich den guten Beziehungen zwischen Hitler und Sauckel geschuldet. Zudem fungierte der Thüringer Gauleiter ab März 1942 als »Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz«, also als Organisator der Zwangsarbeit im »Reich« und sämtlichen von der Wehrmacht eroberten Gebieten. In dieser Verantwortung »höchst erfolgreich«, wuchs Sauckels Renomee beim »Führer« und dessen Paladinen.
Nach der »Schlußsteinlegung« wuchs der Turm allmählich weiter empor, erreichte nach drei Jahren jedoch nur etwa ein Drittel der geplanten Höhe. Auch die übrigen Gebäude erhielten nur langsam ihre äußere Gestalt. Wie in anderen Bereichen der deutschen Wirtschaft kamen auf der Großbaustelle inmitten Weimars zunehmend auch ausländische Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge zum Einsatz. Die Nähe des ebenfalls weiter wachsenden KZ Buchenwald ermöglichte die »reibungslose« Kooperation zwischen dem Zweckverband »Bauten am Platz Adolf Hitlers« und der SS-Verwaltung.
Am Ziel, Weimar als Gauhauptstadt komplett städtebaulich umzuformen, wurde trotz zunehmender Rückschläge an den militärischen Fronten festgehalten. Ein Plan von 1942 zeigt die Maximalvariante. Neben den Bauten am Gauforum wurden dreizehn Einzelbauten und größere Bauprojekte verzeichnet, die für einzelne Untergliederungen der Partei, des Landes und der Kommune vorgesehen waren. Die absichtliche Zerstörung der kleinstädtischen Strukturen unter der Leitung Gieslers blieb zum Glück Projekt.
Noch im Oktober 1944 erwartete der Zweckverband eine Steinlieferung aus Italien. Die Anlage als Ganzes blieb bis Kriegsende unvollendet. Das »Haus der Deutschen Arbeitsfront« und das »Haus der Gliederungen der NSDAP« waren bis auf den Außenputz fertig, vom »Gebäude der Reichsstatthalterei und Gauleitung« existierten der Rohbau und Teile des Innenausbaus. Die »Halle der Volksgemeinschaft« war in ihrer offenliegenden Tragwerkskonstruktion fertiggestellt.