Aus der Nachkriegszeit in die DDR
Neuer Hausherr – Die Sowjetische Militäradministration Thüringen
Westseite der Halle mit Festschmuck aus Anlass des 29. Jahrestages der »Großen Sozialistischen Oktoberrevolution«, 1946
LATh-HStA Weimar, Nachlass Ernst Schäfer, KBN, Ordner 20, Bl. 27, Streifen 2
Führungsspitze der Sowjetischen Militäradministration in Thüringen vor dem »Arkadenhaus«, 1946
LATh-HStA Weimar, Nachlass Ernst Schäfer, KBN, Ordner 15, Bl. 15, Streifen 7
Kundgebung auf dem Karl-Marx-Platz vor einem Stalin-Denkmal, Blick zum »Arkadenhaus«, 1947
LATh-HStA Weimar, Nachlass Ernst Schäfer, Streifenkasten S. 27
Mitteleingang zum »Turmhaus«, 1946
LATh-HStA Weimar, Nachlass Ernst Schäfer, KBN, Ordner 20, Bl. 27, Streifen 1
Friedensstraße mit Bretterzaun zur SMATh, Blick nach Westen, zwischen 1947 und 1950
LATh-HStA Weimar, Land Thüringen, Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, Nr. 2439, Bl. 31r
Freiflächengestaltung des Karl-Marx-Platzes mit dem Stalin-Denkmal vor der »Volkshalle«, 1947 Lageplan
Staatshochbauamt Weimar, 12. März 1947
»Turmhaus«, Zustand 1946
LATh-HStA Weimar, Nachlass Ernst Schäfer, KBN, Ordner 20, Bl. 27, Streifen 1
Stalin-Bild über dem Haupteingang zum »Arkadenhaus«, seit 1946 Kommandantur der Sowjetischen Militäradministration in Thüringen
LATh-HStA Weimar, Nachlass Ernst Schäfer, KBN, Ordner 20, Bl. 27, Streifen 2
Dienstfahrzeug des Chefredakteurs der »Abendpost«
LATh-HStA Weimar, Nachlass Ernst Schäfer, KBN, Ordner 20, Bl. 25, Streifen 3
Nach 1945 war Weimar die Landeshauptstadt Thüringens geblieben und Hauptsitz der »Sowjetischen Militäradministration in Thüringen« (SMATh) geworden. Diese zentrale Besatzungsbehörde baute das Gebäudeensemble, mit Ausnahme der Halle, zu Ende, um es für ihre Zwecke nutzen zu können.
Die neuen politischen Eliten der »Sowjetischen Besatzungszone« (SBZ) nutzten insbesondere den Platz zwischen den Gebäuden des Gauforums zur Darstellung ihrer Macht. Dazu wurde das gesamte Areal im Sinne der neuen politischen Macht überformt. In Transparenten, im Fahnenschmuck und durch Inszenierungen öffentlicher Feiern stilisierte sich die sowjetische Besatzungsmacht als »Befreier Deutschlands vom Faschismus«. Das von ihnen auf dem Gelände des ehemaligen KZ Buchenwald errichtete »Speziallager 2« für politische Gefangene und ehemalige Funktionsträger des Nationalsozialismus wurde in der Öffentlichkeit hingegen beschwiegen. Nördlich des innerstädtischen Gebäudekomplexes entstand in Richtung Bahnhof mit dem Platz der 51.000 (ab 1958: Platz der 56.000, heute: Buchenwaldplatz) ein eigener Ort des Gedenkens an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Auf Befehl der SMATh wurde der Karl-Marx-Platz zur Stadt hin durch einen Bretterzaun abgetrennt und die Westseite der »Kongreßhalle«, vor die man ein Stalin-Denkmal stellte, verschalt. Das vor dem »Stadthaus« gelagerte Stein- und Plattenmaterial wurde beseitigt und später beim Bau der »Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald« auf dem Ettersberg weiterverwendet.
Die Abschottung des Karl-Marx-Platzes bestimmte die Ortswahrnehmung der städtischen Bevölkerung über Jahre: Der Platz war nicht mehr öffentlich zugänglich und wurde daher zum exklusiven Ort der Besatzungsmacht. Allenfalls Angehörige einzelner Verwaltungsbehörden betraten ihn, wenn sie Amtsgeschäfte zu erledigen hatten. Die meisten Bürger aber umgingen im Alltag zwangsläufig den abgeschlossenen Bereich. Unübersehbar in der Achse Bahnhof-Altstadt gelegen, wurden die Bauten am Karl-Marx-Platz so zum Unort für die meisten Weimarer. In vielen Karten, etwa in einzelnen Stadtführern, blieb der Platz sogar unbezeichnet.