Eine Großbaustelle inmitten der Stadt
Machtarchitektur – Halle und Turm
Hitler entschied sich im Juni 1936 für Hermann Giesler als leitendem Architekten für die Ausführungsplanung des Gauforums. Daher lud er ihn zu einer persönlichen Unterredung in die Reichskanzlei nach Berlin ein. Dabei nahm Hitler am Entwurf des Architekten zwei größere Änderungen vor: Er wünschte die Integration eines Turmes in die Anlage, außerdem forderte er, den Haupteingang des »Reichsstatthaltergebäudes« durch einen repräsentativen Risalit zu akzentuieren.
Mit einer Höhe von 63 Metern war der Turm als alles beherrschende Dominante der Stadt geplant. Seine Glocken sollten die Bürger zu Aufmärschen und Parteifesten in die Halle rufen. Zusätzlich betonte er das »Reichsstatthaltergebäude« – und war zudem als Kultstätte vorgesehen. Ins Innere ist ein Oktogon mit außen laufender Treppe eingestellt, die sich nach Innen mit Rundbögen öffnet. Die ästhetische Gesamterscheinung der Turm- und Treppenanlage erinnert entfernt an den Dom in Aachen.
Die »Halle der Volksgemeinschaft« folgte äußerlich den inzwischen üblichen stilistischen Konventionen, und damit auch den Anmutungen nationalsozialistischer Repräsentations- und Verwaltungsbauten. Eine bautechnische Sensation verbarg sich im Inneren. Das statische System der Halle wurde 1939 vom Leiter des Konstruktionsbüros der Dyckerhoff & Widmann AG, dem Bauingenieur Ulrich Finsterwalder, entwickelt. Die »Stahlbetonfachwerkträger mit Vorspannung durch Eigengewicht« stellten eine innovative Weiterentwicklung des Spannbetonbaus dar und fanden nach dem Krieg auch international Anerkennung.
Der Bau des Gauforums wurde auch im Rahmen der Kriegspropaganda instrumentalisiert. Im Oktober 1939 initiierte Gauleiter Sauckel zu seinem 45. Geburtstag einen Festakt, die sogenannte »Schlußsteinlegung«. Dazu wurde in das Fundament des Turmes eine Kupferplatte eingelassen. Darauf wurde der Überfall auf Polen (ab dem 1. September 1939) zum glorreichen Feldzug stilisiert. Der Turm solle das »Siegesfanal deutscher Volks- und Schicksalsgemeinschaft« sein und Zeugnis geben »von der Unvergänglichkeit des deutschen Volkes«.